Genau hinhören und analysieren, was Kunden und Nutzer wirklich brauchen und benötigen – das hat Designer Thomas Gerig mit seinem Team für burgbad getan. Das Ergebnis der Bedarfs- und Produktstudie ist die freistehende Wanne Badu. Freistehende Wannen liegen bei Badplanern und Kunden im Trend. Doch das Besondere an Badu ist ihre patentierte ergonomische Liegeposition. Damit unterstützt Badu den Wunsch vieler Badefans: sich beim Baden richtig zu entspannen.
burgbad magazin: Welche Bedeutung hat die Badewanne im Badezimmer?
Thomas Gerig: Das Badezimmer ist nicht in erster Linie ein Statussymbol. Selbstverständlich darf es auch repräsentieren, aber in erster Linie sollte es dem Nutzer dienen. Der durchschnittliche Nutzer verbringt gemäß der burgbad-Studie circa 40 Minuten pro Tag im Badezimmer. Wo die Dusche primär den Nutzen Reinigung und Erfrischung erfüllt, kommt die Wanne dem Bedürfnis nach Entspannung, aber auch nach Schmerzlinderung und Stressabbau nach.
burgbad magazin: Sie haben für burgbad eine freistehende Wanne entworfen – kann man eine Badewanne eigentlich neu erfinden?
Thomas Gerig: Ein bestehendes Produkt lässt sich grundsätzlich nie neu erfinden. Man kann jedoch neu und ganz genau hinhören, was die Bedürfnisse der Nutzer und Nutzerinnen sind. Das haben wir mit einer Studie gemacht und 450 Personen in Deutschland zu ihren Gewohnheiten und Ritualen im Badezimmer befragt. 80% der Eigenheimbesitzer haben sowohl Dusche als auch Badewanne installiert. Dieser Umstand erlaubt es, die Badewanne von ihrer Doppelfunktion – duschen UND baden – zu entbinden und sie ganz auf das zentrale Bedürfnis der Entspannung auszurichten.
„Badu ist die erste Wanne, in der man sich wirklich entspannen, das Baden genießen und bis zu den Schultern eintauchen kann.“
Thomas Gerig: Ja, denn herkömmliche Badewannen wurden von ihrem Ursprung her ja gar nicht zum Baden konzipiert, sondern eher, um sich im Sitzen zu waschen. In denen kann man jedoch nicht entspannen. Der flache Wannenboden, die steilen Wannenwände und die glatte Oberfläche erlauben schlicht keine entspannte Liegeposition. Der Nacken wird am Badewannenrand abgestützt, was verunmöglicht, dass die Schultern tief genug in der Wanne sind, um vom Wasser bedeckt zu werden, und mit den angewinkelten Beinen wird zusätzlich abgesichert, dass das Gesäß nicht nach vorne rutscht.
Die Rückenschräge einer Wanne bestimmt den Grad der Entspannung während des Bades. Das Relax-Gefühl stellt sich nur bei der perfekten Rückenschräge ein – wie etwa bei der Wanne Badu von burgbad: der Auftrieb von warmem Wasser verändert die Liegeposition in der Wanne.
Thomas Gerig: Im weiteren Verlauf unserer Konzeptarbeit für burgbad haben wir darüber nachgedacht, dass jeder Mensch auf zwei Sitzbeinhöckern sitzt und diese bei jedem ausgewachsenen Menschen – ungeachtet seiner Statur – in etwa die gleiche Maße haben. Basierend auf dieser Erkenntnis haben wir in sehr vielen Versuchen die ergonomische Form der Wanne erforscht und dabei die idealen Neigungswinkel gefunden.
burgbad magazin: Und was ist jetzt das Besondere an Badu?
Thomas Gerig: Badu ist die erste Wanne, in der man sich wirklich entspannen, das Baden genießen und bis zu den Schultern eintauchen kann. Ein ganz besonderer Effekt hat sich in der Entwicklungsphase gezeigt. Liegen beim Baden die Sitzbeinhöcker in der Vertiefung am Wannenboden auf, kann man sich total entspannen. Weil die Beine den Körper nicht mehr fixieren und ein Abrutschen verhindern müssen, beginnen sie im Wasser zu schweben, ein einzigartiges Gefühl.
Ich erachte ein Produkt wie eine Badewanne als Werkzeug. Das Design soll dem Menschen dienen. Wenn sich Personen darin optimal entspannen können, haben wir unser Ziel erreicht. Viele Befragte verbinden mit ihrer bisherigen Badepraxis unangenehme Nachteile, wie nicht wasserbedeckte und somit kalte Schultern oder Knie und Verspannungen in Nacken und Beinen. In der Testphase wurde in der Werkstatt im Prototyp gebadet, was für das Entwicklungsteam nicht nur sehr aufschlussreich, sondern auch amüsant war.
„Badu verkörpert die Reduktion auf das Wesentliche und lässt dies in poetischer Anmut erstrahlen.“
burgbad magazin: Aus welchem Material wird Badu gefertigt?
Thomas Gerig: Badu ist aus Mineralguss hergestellt: Mineralguss ist langlebig, ein guter Wärmespeicher, hat sehr gute Dämpfungseigenschaften, ermöglicht guten Schallschutz, weist eine gute chemische und mechanische Beständigkeit auf, und Korrosion ist kein Thema. Zudem ist Mineralguss umweltfreundlich und kann wiederverwertet werden.
Thomas Gerig: Wie meistens bei schlichtem nachhaltigem Design folgt auch bei Badu die Form der Funktion. Die Neigungswinkel, die eine ideale Liegeposition erlauben, haben die Form vorgegeben. Als Referenz für den unteren Bereich dient eine ursprüngliche Wanne. Die Rundung des umlaufenden, in den Wannenrand integrierten Handlaufs ist einer inneren Handfläche nachempfunden. Der Rand ist einseitig abgesenkt, was ein sicheres Ein- und Aussteigen ermöglicht und gleichzeitig die einladende, muschelähnliche Wannenform betont. Diese Optik kann mit der Ausführungsvariante einer glatten Innen- und matten Außenseite zusätzlich unterstrichen werden. Badu verkörpert die Reduktion auf das Wesentliche und lässt dies in poetischer Anmut erstrahlen.
burgbad magazin: Haben Sie sich auch in Sachen Wartung und Montagefreundlichkeit Gedanken gemacht?
Thomas Gerig: Wenn ich von Nutzerbedürfnissen spreche, denke ich auch an die Leute, die das Produkt montieren werden. Da war es mir auch wichtig, dass ich den Installateuren nicht unnötig Steine in den Weg lege. Deshalb haben wir die Wanne so konzipiert, dass sie im Bad einfach platziert werden kann, dass die Anschlüsse durch eine Öffnung auf der Rückseite montiert werden können, die am Schluss mit einer diskreten Verkleidung verschlossen wird. Somit ist die Installation einfach und zeitsparend. Gleiches gilt für eine Revision. Dabei integriert sich diese Abdeckung zurückhaltend im Design. Neben den üblichen Stellfüßen für die Auflage auf Betonuntergrund ist optional eine Ausgleich-Platte für schwierige Untergründe erhältlich. Selbstverständlich ist dabei eine sehr gute Standfestigkeit gewährleistet.
Über Thomas Gerig:
Thomas Gerig ist ein Schweizer Erfinder, Innovationsmanager und Industriedesigner sowie Inhaber der von ihm gegründeten Gerig Design AG. Nach einer Berufsausbildung als Schriften- und Reklamegestalter und einer Lehre zum Schreiner studierte er in den Fachbereichen Bautechnik, Kommunikationsdesign, Marketing, Management, Berufsbildung sowie Industrial Design und Innovation mit Abschluss an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Hochschule Luzern – Architektur und Technik. 1993 gründete er die Gerig Design AG.